Historie der Burg und des Schlosses

Die älteste Historie

Das Areal der Burg und des Schlosses Jindřichův Hradec wurde auf der Stelle einer slawischen Burgstätte erbaut, deren Existenz an diesem Ort schon in dem 10. Jh. die archäologische Forschung belegte. Die Burgstätte war eine von den Grenzburgen - ein Punkt des so genannten "Burggebildes". Dieser System der strategischen Burgen wurde von den Herrschern der Dynastie der Přemysliden schrittweise erbaut und bildete die  Grundlage für die Herrschaft in dem Böhmischen Fürstentum und später Königreich. Ein alter Handelsweg führte von Südeuropa durch diesen Ort wahrscheinlich schon in dem 9. Jh. Der Weg betrat das Böhmische Fürstentum durch das sog. Landestor, wo die Witigonen am Ende des 12. Jh. die Burg Landštejn erbaut hatten. Die hiesige Burgstätte, auf einem Felsen erbaut und nah der Furt durch den Fluss Nežárka (Naser), bildete ein wichtiges Mittelpunkt des Handelsweges, welcher die Sicherheit und Hinterland für den Handel leistete sowie auch die brauchbaren Handwerke.

 

Ankunft der Witigonen

Der Bau der steinernen Burg, welche in der ältesten beibehaltenen Nachricht von 1220 „Novum castrum“ (Neue Burg) erwähnt wird, ist mit dem Namen Jindřich Vítkovec (Heinrich Witigon) verbunden. Jindřich war der Gründer des selbstständigen Familienzweiges der Witigonen und benutzte die goldene Rose auf blauem Grund als sein Wappen. Zu der Zeit wurden der schwarze Turm und das anliegende Palais erbaut und es wurde auch das Verteidigungswerk verstärkt. Die ganze mittelalterliche Bauentwicklung zielte einerseits auf die Verteidigungsfähigkeit der Burg und deren einzelnen Gebäuden und andererseits auch auf das repräsentative Aussehen hin. Die Vertreter der Familie der Herren von Hradec übten schon am Ende des 12. Jh. die bedeutenden Ämter an dem fürstlichen und später königlichen Hof, sowie auch die wichtigen Landesämter aus. Das alte Palais wurde in mehreren Umgestaltungen schrittweise vergrößert. Seine gegenwärtige Ausdehnung entstand während der letzten spät-gotischen Umgestaltung am Ende des 15. Jh. Das zweite gotische Palais stand an Stelle des heutigen Spanischen Flügels…

 

Slavatas von Chlum und Košumberk

Die letzte Erbin der Herrschaft der Herren von Hradec wurde im Jahr 1602 mit Wilhelm Slavata von Chlum und Košumberk verheiratet. Wilhelm Slavata wurde somit nach dem Tod des letzten Herrn von Hradec, Jáchym Oldřich, im Jahr 1604 der Herrscher der Herrschaft Jindřichův Hradec. Wilhelm Slavata lebte ein langes Leben (80 Jahre) und erfuhr manche wichtige und dramatische politische Ereignisse, am meisten als einer von den höchsten Beamten des Königreichs. Sein bekanntestes Erlebnis war der zweite Prager Fenstersturz im Jahr 1618 (Anfang des Dreißigjährigen Kriegs.)

Während der neunzigjährigen Herrschaft der Familie Slavata erlebte das Schloss keine wesentlichen Bauänderungen. Nur in den Jahren 1678-1696 wurde der längere Flügel der Arkaden am Rondell hinzugebaut und in dem damaligen Garten am Rondell entstand ein Barock-Springbrunnen. Kleinere innere Umgestaltungen spielten sich in einigen Gebäuden des Schlosses ab. Ein größeres Werk war die Erbauung und Einrichtung eines Theatersaales in dem s. g. Spanischen Flügel. Die älteste schriftliche Erwähnung über diesem Saal stammt von dem Jahr  1653. So war der hiesige Theatersaal der historisch erste bekannte Saal, der extra für die Theaterstücke eingerichtet wurde. Die Slavatas lebten und herrschten in Jindřichův Hradec nur für vier Generationen. Dann traf sie dasselbe Schicksal wie die Herren von Hradec, das Aussterben nach der männlichen Linie. Im Unterschied von der Familie von Hradec existierten mehrere, schon verheiratete Frauen der Familie Slavata und das Vermögen wurde im Jahr 1693 in fünf Teile aufgeteilt.

 

Černíns von Chudenice

Durch die Heirat mit Marie Josefa Slavatová, welche als ihr Teil des Erbes Jindřichův Hradec erhielt, wurde der Herr der Domäne Heřman Jakub Černín von Chudenice. Die Ausübung der wichtigen Staatsposten der Männer der Familie Černín und ihr Verhältnis zu dem Herrschergeschlecht Habsburg führten in Jindřichův Hradec bedeutsame Besuche der Mitglieder des kaiserlichen Hofs und weiteren Vertreters des europäischen politischen Geschehens.

Während der Herrschaft der Familie Černín wurden die letzten größeren baulichen Maßnahmen des Schlosses durchgeführt. Die Burgkapelle wurde im Barockstil nach dem Entwurf von Prager Baumeister František Maxmilián Kaňka zwischen den Jahren 1709-1735 umgestaltet. Die kunstliebenden Černíns hatten auch in die Umgestaltung des Theatersaales in Spanischem Flügel investiert. Die Bauänderung des Saales führte Architekt Caspari mit Teilnahme der Prager- und hiesiger Bildhauer und mehrerer Maler in den Jahren 1746-1748. Der Saal wurde in der Zeit "Komoedisaal" erwähnt. Die kleinere Bühne hatte acht Tauschszenen und im Zuschauerraum waren außer Theaterbänke auch die Logen für die Herrschaft. Unglücklicherweise wurden das Schloss und auch die Stadt im Jahr 1773 von einem vernichtenden Brand betroffen, welcher einen wesentlichen Teil der Renaissanceinterieurs zusammen mit den Kunstsammlungen zerstört hatte. Der Spanische Flügel wurde am schwersten beschädigt. Die gesamte innere Einrichtung einschließlich des Theatersaales wurde vernichtet. Das behelfsmäßig bedachte und von seinen Besitzern verlassene Schloss kam langsam herab. Es wurde nur als Wirtschaftszentrum der Herrschaft benutzt. Im Erdgeschoss der großen Arkade waren die Pferdeställe. Der Musikpavillon Rondell wurde als Holzschuppen, Vorratskammer aber auch als Ziegenstall benutzt. 

Erst die Epoche des Romantizismen brachte das Interesse für die Rettung des Schlosses. Die ersten teilweisen Wiederherstellungswerke führten Černíns in erster Hälfte des 19. Jh. Im Jahr 1851 wurde in die eingerichteten Schlossräume das Familienarchiv von dem Černínischen Pragerpalast hergebracht. Der wurde der Grund für das heutige Staatliche Gebietsarchiv, das auch gegenwärtig in dem zweiten Schlosshof siedelt. Am Anfang des 20. Jh. führte Wiener Architekt Humbert Walcher von Moltheim für Černíns bedeutende Wiederherstellungsarbeiten, aber bestimmte Teile des Schlosses blieben beschädigt.

Die Familie Černín eignete das Schloss bis zum Jahr 1945, wenn es auf Grunde des Dekrets des Präsidenten der Republik Nr. 12/1945 konfisziert wurde. Der schlechte Zustand des Schlosses wurde schrittweise noch schlechter. Einige Gebäude waren von einem Niedersturz bedroht. Im Jahr 1976 wurde mit der Generalrekonstruktion angefangen, welche mit kurzen Unterbrechungen nahezu 20 Jahre dauerte. Das ganze Schlossareal wurde komplett rekonstruiert und im Jahr 1993 für die Öffentlichkeit wieder eröffnet.